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Wie funktionieren Grenzübergänge in Südamerika? Unterwegs mit dem eigenen Fahrzeug

Ein südamerikanischer Grenzübergang. Rechts ein blauer Container, im Hintergrund ein Vulkan und links die Überdachte Durchfahrt für Fahrzeuge. Im Vordergrund ist der Boden aus Schotter, Kies und Sand.
Grenzübergang irgendwo im Nirgendwo (Bild: Merle von Amende)

Wenn Du auf diesen Artikel gestoßen bist, steckst Du vielleicht gerade mitten in den Vorbereitungen für einen Deiner ersten Grenzübergänge auf dem südamerikanischen Kontinent. Herzlich Willkommen und herzlichen Glückwunsch, denn Südamerika ist einfach traumhaft schön – vor allem mit dem eigenen Fahrzeug!

Auch wir standen vor unserer Reise entlang der Panamericana vor der Frage, wie man innerhalb Südamerikas über die Ländergrenzen kommt, wenn man mit dem eigenen Fahrzeug – in unserem Fall ein Van mit deutschem Kennzeichen – unterwegs ist.

Wir waren bereits einige Wochen in Uruguay unterwegs und der erste Grenzübertritt nach Argentinien stand plötzlich vor der Tür. Es ist nie zu spät für die entsprechende Vorbereitung! Inzwischen haben wir in Südamerika unzählige Male mit unserem Van, den wir liebevoll ‘Käpt‘n Knut’ nennen, verschiedenste Grenzübergänge passiert und dabei eine gewisse Routine entwickelt.

Das Prinzip ist im Kern immer das gleiche und genau das möchten wir in diesem Artikel gerne an Dich weitergeben.

 

Vorbereitung auf einen Grenzübergang in Südamerika mit eigenem Fahrzeug (europäisches Kennzeichen)

  1. Das optische Auftreten: Im Vanlife oder Overlandlife hat man vielleicht nicht immer vor jedem Grenzübertritt eine Dusche parat. Kein Problem! Trotzdem sollte das Äußere am Tag des Grenzübertritts zumindest ordentlich wirken (z.B. saubere Kleidung tragen, fettige Haare verstecken).
  2. Ein ordentlicher Fahrzeug-Innenraum: Alles sollte an seinem Platz sein. Vorher kurz durchfegen ist bestimmt nicht falsch. Oft wird der Innenraum während des Grenzübertritts zumindest kurz angeschaut.
  3. Alle Lebensmittel verwerten, die nicht eingeführt werden dürfen: Zwischen den Ländern ist das Einführen bestimmter Lebensmittel oft untersagt. Meist betrifft dies frisches Obst oder unverpackte tierische Produkte. Es ist wichtig, sich vor dem Grenzübertritt darüber zu informieren, z.B. mit der App iOverlander oder auf offiziellen Seiten des geplanten Landes.
  4. Die App „iOverlander“ (kostenlose Variante) checken: Manchmal gibt es besondere Hinweise zu beachten. Z.B. ist nicht jeder Grenzübergang immer geöffnet oder mit jedem Fahrzeug befahrbar. Wir checken daher immer die neuesten Kommentare in der App, um sicherzugehen, dass wir alles beachtet haben.
  5. Alle Dokumente parat haben:
  • Reisepass jeder mitfahrenden Person
  • Fahrzeugschein
  • Führerschein (inkl. internationalem) jedes Fahrers
  • Versicherungspapiere des Fahrzeugs für das Zielland
  • TIP (Temporary Import Permission) aus dem Ausreiseland
  • Impfpass (sicher ist sicher)
  • TIP des Ausreiselandes am Ein- und Ausreisetag abfotografieren, am besten mit dem Grenzübergang im Hintergrund.

 

Ablauf eines Grenzübergangs in Südamerika

Ein Screenshot aus der App iOverlander.
Ein Beispiel-Screenshot aus iOverlander

Wir möchten darauf hinweisen, dass dies lediglich der aus unseren eigenen Erfahrungen identifizierte Prozess ist. Das A und O bleibt die individuelle Vorbereitung pro Land und Grenzübergang. Wir haben dazu immer die App iOverlander (kostenlose Version) genutzt und so bisher jeden Grenzübergang gut gemeistert.

 

Allgemeine Hinweise

Nicht immer ist klar erkennbar, wo genau sich welche Behörde welchen Landes befindet. Manchmal sind „Migraciones“, „Aduana“ und Co. im selben Gebäude, manchmal in unterschiedlichen. Manchmal sitzen Ausreise- und Einreiseland im selben Gebäude, manchmal in unterschiedlichen. Manchmal muss man viele Kilometer fahren, um von den Grenzbehörden des Ausreiselandes zu denen des Einreiselandes zu gelangen.

Unbedingt selbst dafür sorgen, dass keiner der zu unternehmenden Schritte vergessen oder falsch gemacht wird. Es hilft, einige wichtige spanische (oder portugiesische) Begriffe zu beherrschen. Wir selbst haben uns wichtige Begriffe notiert, da viele Grenzbeamte wenig bis kein Englisch sprechen.

 

Station 1: Migraciones Ausreiseland

Ein chilenischer Ausreisestempel auf einer Seite eines deutschen Reisepasses, der korrigiert wurde.
Ein korrigierter Ausreisestempel (Bild: Merle von Amende)

Die Migraciones ist die Einwanderungsbehörde des Landes und somit dafür zuständig, die Ein- und Ausreise von Personen zu vollziehen. 

Um also in ein neues Land einzureisen, muss natürlich zunächst aus dem aktuellen Land ausgereist werden. Somit ist dies die erste Station, die bei einem Grenzübertritt angesteuert wird. 

Wichtig ist hierbei, den Begriff „Salida“ (= „Ausreise“) zu kennen. Denn dem Beamten muss - natürlich nett und freundlich - klargemacht werden, dass er den Ausreiseprozess durchzuführen hat.

Auch wenn z.B. nicht direkt identifizierbar ist, wo genau sich die Migraciones des Ausreiselandes befindet, hilft einem dieser Begriff in Kombination mit dem betreffenden Land, wenn man z.B. jemanden nach der gesuchten Behörde fragen muss: „Dónde están las Migraciones para la salida de …?“ (= „Wo ist die Einwanderungsbehörde für die Ausreise aus …“). 

Wurde die Migraciones für die Ausreise gefunden, so sollte der Beamte mind. nach den Reisepässen aller beteiligten Personen fragen. Oft wird auch nach dem Besitzer des Fahrzeugs und dem Fahrzeugschein selbst gefragt. Im System werden alle wichtigen Daten eingetragen (z.B. „mit eigenem Fahrzeug ausgereist“, wann genau, wie viele Personen etc.). 

Außerdem wird i.d.R. ein „Salida“-Stempel in den Reisepass gestempelt. Hier gilt es unbedingt zu überprüfen, dass es sich wirklich um den Ausreisestempel handelt. Wir selbst haben es leider schon erlebt, dass wir statt eines Ausreise- einen Einreisestempel und anders herum in unsere Pässe bekommen haben. Das kann bei den folgenden Stationen oder auch zukünftigen Grenzübertritten natürlich zu Problemen führen. Also am besten immer genau überprüfen, ob wirklich alles richtig ist. 

Wichtig: Einige Länder haben diesen Schritt inzwischen digitalisiert (wie z.B. Uruguay & Argentinien). Trotz intensivem Nachfragen haben wir an den betreffenden Migraciones-Stellen leider keinerlei Stempel (weder bei der Ein- noch bei der Ausreise) in unsere Pässe bekommen! 

Da es jedoch sehr wichtig ist, selbst jederzeit nachweisen zu können, dass die Aus- und natürlich auch Einreise offiziell vollzogen wurde, muss dringend darauf bestanden werden, mind. eine elektronische Bestätigung an die eigene E-Mailadresse zu bekommen! Dies ist unserer Erfahrung nach immer möglich, wird aber leider noch nicht überall standardmäßig umgesetzt. Also unbedingt danach fragen bzw. darauf bestehen, dass einem die entsprechende Aus- bzw. Einreise in irgendeiner Form, die man selbst vorweisen kann, bestätigt wird. 

Mit der Einreisebestätigung, egal ob in elektronischer Form oder mit einem Stempel, kann es dann zum nächsten Schritt weitergehen.

 

Station 2: Aduana Ausreiseland

Die Aduana ist der Zoll. Die zweite zu bewältigende Station ist also die, das Fahrzeug und den mitgeführten Besitz durch den Zoll des Ausreiselandes zu bringen. 

Während des Einreiseprozesses nach Südamerika hast Du eine vorübergehende Einfuhrgenehmigung, den sogenannten "TIP", für Dein Fahrzeug bekommen. Dieser gilt für das Land, in dem Du Dich gerade befindest (im Falle der allerersten Einreise wahrscheinlich in den Unterlagen der Einfuhr über den Seeweg zu finden). Dieser TIP ist bei der Reise mit dem eigenen europäischen Fahrzeug das wichtigste Dokument überhaupt und muss bei jedem einzelnen Grenzübertritt unbedingt abgegeben und wieder neu ausgestellt werden. 

An dieser Station wird der TIP des Ausreiselandes abgegeben. Das Problem: Man erhält leider keinerlei Bestätigung darüber!

Daher haben wir uns angewöhnt, bei jeder Ausreise den TIP noch einmal zu fotografieren. Am besten mit einem erkennbaren Hintergrund, dass man sich an DIESER Grenze befindet. So können wir immer nachweisen, dass wir den TIP am entsprechenden Datum abgegeben und unser Fahrzeug somit korrekt ausgeführt haben. 

Sidestory: Einmal hat uns dies tatsächlich schon den A… gerettet, denn in Chile wurde unser eigentlich korrekt abgegebener TIP (am Grenzübergang in Richtung Mendoza) wohl nicht richtig im System erfasst. Ein paar Wochen später, bei der nächsten Einreise nach Chile, konnten wir dem Beamten so belegen, dass wir den TIP tatsächlich abgegeben hatten. Er hat unseren Käpt‘n Knut dann - toi toi toi ohne großen Probleme - nachträglich korrekt aus- und für den aktuellen Grenzübertritt wieder eingeführt.

Ist der TIP fotografiert und abgegeben, geht es zum Fahrzeug zurück. Manchmal prüft ein Beamter bereits an dieser Stelle, ob es sich tatsächlich um das richtige Fahrzeug handelt, oder ob unerlaubten Dinge im Fahrzeug zu finden sind. Manchmal fährt / geht man aber auch einfach zur nächsten Station weiter. Hier gilt es im Zweifel, den Anweisungen der Beamten nett, freundlich und vor allem geduldig Folge zu leisten. 

 

Station 3: Migraciones Einreiseland

Nun folgt die Einreise ins Zielland. Auch hier wird zunächst die entsprechende Einwanderungsbehörde (= „Migraciones“) angesteuert. Der Begriff „Entrada“ ist hierfür sicherlich sinnvoll zu kennen. Denn dieser hilft sehr, wenn nach der korrekten Anlaufstelle evtl. erstmal gesucht werden muss: „Dónde están las Migraciones para la entrada a …?“

Ist diese gefunden, werden wieder die Reisepässe und der Fahrzeugschein benötigt. Auch hier ist es wichtig zu betonen, dass man mit dem eigenen europäischen Fahrzeug und vor allem EINreisen möchte, also z.B. zu sagen „Para entrada a … con vehículo europeo“ (= „Für die Einreise nach … mit einem europäischen Fahrzeug“). Auch den Impfpass sollte man an dieser Stelle sicherheitshalber dabei haben (wird jedoch eigentlich nicht mehr geprüft). 

Wie schon bei der Ausreise, werden zunächst alle Daten registriert. Anschließend erhält man entweder einen Einreisestempel in den Reisepass (unbedingt auf Richtigkeit prüfen), oder man besteht - je nach Land - auf die elektronische Bestätigung per Mail (siehe hierzu auch Abschnitt „Station 1: Migraciones des Ausreiselandes“).

Manchmal werden Fragen gestellt, wie z.B. nach dem Reiseziel im Land selbst (teils wird sogar eine genaue Adresse verlangt - in so einem Fall einfach die eines Campingplatzes nennen), oder wie die bisherige Reiseroute war und was das finale Reiseziel ist. Es empfiehlt sich daher bei eingeschränkten Sprachkenntnissen einen Übersetzer, der auch offline funktioniert (z.B. Google-Translator), parat zu haben. Auf jeden Fall sollte ehrlich mit einem „no entiendo“ (= „ich verstehe nicht“) signalisiert werden, falls etwas unklar ist, damit es nicht zu nachteiligen Missverständnissen kommt. 

 

Station 4: Aduana Einreiseland

Der Temporary Import Permit, also das Zolldokument einer zeitbegrenzten Einfuhr eines Fahrzeug in ein südamerikanisches Land. Persönliche Daten sind geschwärzt.
Ein Beispiel-„TIP“ (Bild: Merle von Amende)

Die vierte und damit in der Regel letzte Station ist der Zoll (= „Aduana“) des Einreiselandes. Und auch hier heißt das Zauberwort wieder „TIP“ bzw. auf Deutsch die „vorübergehende Einfuhrerlaubnis“. Denn diese muss hier für das neue Land komplett neu ausgestellt werden. 

Dazu wird in jedem Fall der Reisepass des Fahrzeugeigentümers und der Fahrzeugschein benötigt. Außerdem wird an dieser Stelle hin und wieder nach den das Zielland betreffenden Versicherungsunterlagen gefragt. 

Nicht immer ist den Beamten bekannt, welche Art von Formular bei europäischen Fahrzeugen ausgefüllt werden muss. Wir haben auch schon Geschichten gehört, in denen kein TIP ausgestellt wurde… doch das sollte dringend vermieden und immer darauf bestanden werden, den TIP (= „Permiso de Importación temporal“) zu bekommen. Ansonsten wäre das Fahrzeug faktisch illegal im Land unterwegs und sowohl bei Polizeikontrollen, als auch bei darauffolgenden Grenzübergängen würde es mit Sicherheit zu Problemen kommen. 

Ist der TIP ausgestellt, wird man aufgefordert zwei identische Exemplare zu unterschreiben. Vorher sollte jedoch unbedingt überprüft werden, ob alle eingetragenen Daten zu 100% korrekt sind. Nach geleisteter Unterschrift wird ein Exemplar von der Behörde behalten und ein Exemplar ausgehändigt. Der ausgehändigte TIP bestätigt, dass das Fahrzeug offiziell im Land eingeführt wurde und muss bis zur Abgabe bei der Ausreise sehr gut aufbewahrt werden.

Aus Sicherheitsgründen machen wir auch beim Erhalt des TIPs immer ein Foto. 

Abschließend wird das Fahrzeug selbst von Beamten der Aduana geprüft. Manchmal sogar mit Spürhunden. Hier gilt es jedoch, sich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen und die Kontrolle im freundlichen Beisein geschehen zu lassen. Zur Beruhigung: Häufiger haben wir es jedoch erlebt, dass - wenn überhaupt - nur einmal kurz ein Blick in den Innenraum geworfen wurde und wir direkt das Go zum Weiterfahren signalisiert bekamen.

 

Wir hoffen, dieser Artikel hat Dir geholfen! Schau gerne bei unseren anderen Artikeln oder auf unserem YouTube-Kanal vorbei. Wir würden uns sehr freuen!

Liebste Grüße,
Deine Merle, Max & Käpt‘n Knut von Anschnallen Abfahrt

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